SwirlyMyself

2011-03-05T17:06:55+00:00

Familiengerechte Arbeitsbedingungen

Auch in Indien bin ich regelmäßiger, wenn auch stets etwas verspäteter Leser der ZEIT. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, gibt es in Deutschland gerade eine Debatte um Frauen in Top-Positionen in der Wirtschaft, möglichen Frauenquoten und dabei Streit zwischen unseren Bundesministerinnen. Ich will mich in die Diskussion auch gar nicht einschalten (da wäre ich wohl – wenn ich das richtig mitbekommen habe – auch der erste Mann), sondern lediglich eine Beobachtung mit euch teilen.

Meine Vorlesungen hier am IIT Bombay finden im KReSIT-Gebäude statt, das ich also täglich mit dem Fahrrad ansteuere. Direkt gegenüber ist die Baustelle eines neuen Gebäudes (eine von vielen auf dem Campus). Auf dieser Baustelle arbeiten, neben einer Reihe von Männern, mehrere Frauen, meist im schicken Sari und darunter auch einige die bei uns wohl schon längst Rente beziehen würden, anscheinend völlig gleichberechtigt (oder sollte ich sagen gleichverpflichtet?) mit – da werden Steine geschleppt oder in archaisch aussehenden Schubkarren kutschiert, Kies geschaufelt, Bambusstäbe für die Gerüste getragen. So etwas habe ich in Deutschland noch nicht gesehen, da waren die einzigen Frauen aufm Bau allenfalls Architekten oder Bauherrinnen.

Um die Frauen herum, zwischen Gräben, Erd- und Schotterhaufen und schwerem Gerät, tollen dann die Kinder der Frauen herum, wobei die jüngsten wohl gerade erst das Laufen gelernt haben. Ich bin noch nicht so alt als dass ich nicht mehr wüsste was für grandiose Spielplätze Baustellen aus Kindersicht sind, aber aus heutiger Perspektive ist mir das nicht ganz geheuer. Aber diese Art von vorsorglicher Sicherheit wie wir sie in Deutschland kennen ist hier eher selten – seien es die steilen Felsen um den Ellora-Tempel herum, die ohne Geländer auskommen, seien es oben offene Wasserlöcher in den Kanheri-Höhlen, bei denen ich mir nicht einmal sicher bin ob sie Ausgänge haben. Aber zurück zum Thema: So gesehen muss eine indische Baustelle wohl als mustergültiges Beispiel für einen frauen- und familienfreundlichen Arbeitsplatz angesehen werden!

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