So als Strohwitwer hat man ja wenig Gründe, den Feierabend einfach nur zu hause herumzusitzen, und daher habe ich meine Woche inzwischen gut mit Programm gefüllt. Die letzte Woche beispielsweise sah so aus:
Montag abends gings zu einem Tanzkurs des Cambridge Dancer’s Club, dem Tanzverein der Universität. Ich habe mich am Kurs „Ballroom and Latin Advanced“ versucht, und eigentlich war das auch mal mein Tanzniveau, aber das ist etwa 11 Jahre her... und so tat ich mich doch recht schwer. In dem Kurs ging die Zahl der Frauen und Männer auf, und so tanzte ich durchgehend mit einer vielleicht 70-jährigen Dame, die ebenso Schwierigkeiten mit den Figuren hatte, was natürlich auch nicht geholfen hat. Direkt im Anschluss war ein etwas einfacherer Kurs, in dem ich besser mithalten konnte. Hinterher habe ich gesehen dass dieser als „DanceSport Ballroom Improvers“ deklariert ist, also für Leute die in Richtung Tanzwettbewerb gehen wollen, was ja nicht mein Ziel ist. Ich bin mir noch unschlüssig ob ich hier weiter mache, oder den Tag anders füllen will.
Diestag abend ist die traditionelle „Microsoft Research Interns Movie Night“, deren Organisation inzwischen bei mir gelandet ist. Diese Woche haben wir die neuste Folge der BBC-Serie „Sherlock“ im Auditorium – also mit großem Beamer und Kino-mäßigen Sesseln – geschaut; für nächste Woche ist „Gran Turino“ geplant.
Mittwochs gehts stets zu einer Brettspielrunde, die ich übers Internet gefunden habe, mit einer Spielauswahl fast so groß wie beim Spieleabend in der Karlsruhe Spielepyramide, darunter sehr viele Spiele aus Deutschland, oft auch in der deutschen Ausgabe, mit einer aus dem Internet besorgten englischen Übersetzung. Zum Abschluss spielen wir immer noch eine Runde Bohnanza, wobei aus der Brechbohne dann die „Breckbean“ wird.
Ich bei meinem Schüleraustausch in den USA vor 12 Jahren dort ein bisschen Swing, insbesondere Lindy Hop, getanzt, und seit dem nicht mehr. Daher war ich hoch erfreut zu sehen, dass hier gerade wieder ein Kurs beginnt: Diesmal nicht von der Universität aus, sondern von Cambs and Beds Lindy Experience, die in der Village Hall von Grantchester (da wo die berühmten Cambridger Auen sind) erst Lindy Hop und dann Balboa lehren. Von Lindy Hop hab ich sogar noch einen kleinen Rest im motorischen Gedächtnis, welches mir aber beim Balboa Schwierigkeiten macht: Der Tanz ähnelt oberflächlich dem Disco Fox, das heißt wenn ich auf die Füße achte, mache ich plötzlich Disco-Fox-Figuren (und verwirre meine Tanzpartnerin), und wenn ich auf die Figuren achte machen die Füße Mist. Da hilft wohl nur üben...
Freitags kann ich dann üben, allerdings wiederum Latein- und Standardtanz, beim freien Tanzen in der Cafeteria des University Centers. Diese Woche mit dem unerfreulichen Zusatzprogramm „Fahrradschieben“, weil sich ein Glassplitter in den Reifen gebohrt hat. Aber ich bin hier ja ein verwöhnter Leihfahrradfahrer und hab das Rad also auf dem Rückweg beim Fahrradladen am Bahnhof (soweit sehr zu empfehlen!) angeschlossen, den Schlüssel mit einer kleinen Notiz in den Briefkasten geworfen und am nächsten Morgen frisch repariert und gewartet abholen können – daran könnte man sich gewöhnen.
Samstags hab ich noch nichts wöchentlich regelmäßiges; diese Woche war ein Brettspieletag in Ely (etwa 40 Auto-Minuten nördlich von Cambrige), mit noch mehr neuen Brettspielen. Dort wurde ich auch auf yucata.de hingewiesen, ein Portal, in dem man viele Brettspiele kostenlos und asynchron, also ohne ständig online zu sein, spielen kann. Das wäre die ideale Plattform für meine eigenen Versuche, Brettspiele umzusetzten (zuletzt meine Adaption von Sim Salim als Sum Serum), doch leider ist mir die technische Umsetzung mit .NET und anderen Microsoft-Produkten doch zu fremd – was hab ich denn schon mit Microsoft am Hut?
Aber eigentlich brauch ich ja auch nicht unbedingt mehr Projekte, meine aktuellen langen ja auch um den Sonntag gut zu füllen. Z.B. in dem ich diesen Blogeintrag schreiben. Aber zur Zeit beschäftigt mich allerdings vor allem das Tip-Toi-Reverse-Engineering, bei dem wir inzwischen in der Lage, nicht nur die Audio-Daten der Tip-Toi-Dateien zu extrahieren, sondern sogar solche Dateien mit komplett eigenen Töne und Spiellogiken für existierende Bücher zu erstellen. Und wenn ich das richtig sehe dann scheitert das basteln von eigenen Büchern nur an der meist zu geringen Auflösung von haushaltsüblichen Druckern.
Kleines PS für die Karlsruher: Wenn ihr das Uni-Kino AFK gut fandet, überlegt doch ob ihr auch deren Crowdfunding-Kampagne unterstützen wollt!
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